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Dies ist das online Tagebuch unserer aktuellen Reise und deren Vorbereitungen. Wir werden versuchen, so oft es geht neue Berichte für die Daheimgebliebenen zu schreiben und von unseren Erlebnissen zu berichten. |
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21.09.2007 - Location: Waibstadt |
Always on the run...
Seit drei Wochen sind wir nun schon wieder in Deutschland.
Lange genug, finden wir :-) !!!
Weil
wir immer noch nicht genug haben vom Reisen haben wir soeben die
Motorräder wieder bepackt. Keine Angst, es geht nicht schon wieder auf
eine Langzeitreise, es wird "nur" ein ganz normaler Urlaub. Wir haben
noch Zeit und Geld, und so frei wie im Moment werden wir wohl nie mehr
sein. Und das nutzen wir aus, der Stress und das normale Arbeitsleben
beginnen noch früh genug...
Wir starten morgen zu einer Tour
durch Süddeutschland. Wir besuchen alte Freunde von früher und neue von
unterwegs. Anschliessend geht' s durch Österreich Richtung Kroatien.
Zwei oder drei Wochen wollen wir unterwegs sein und nochmal Sonne
tanken und Fahrtwind spüren. So ist zumindest im Moment unser Plan. Mit
Plänen ist das allerdings so eine Sache. Plans do not exist very long
on the road....
Mal gucken was draus wird. Und hoffentlich macht
uns die XT keinen Strich durch die Rechnung. Die zickt nämlich ganz
schön rum, seit wir wieder in der Heimat sind. Sie ruckelt beim
konstanten Fahren und lässt sich durch nichts davon abbringen. Neue
Zündkerze, neuer Luftfilter, Ventile eingestellt, Vergaser ausgebaut
und von mehrern Kilo Sand befreit, und und und. Alles das hat nix
geholfen. Aber wir fahren trotzdem! Als anständige Deutsche sind wir
schließlich im ADAC, also was soll schon passieren :-).
Jetzt muss also nur noch das Wetter mitspielen, und dann sind wir wieder on the road!
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11.09.2007 - Location: Waibstadt |
Das letzte Kapitel
Hallo alle zusammen!
Es wird Zeit für einen letzten Reisebericht. Wir
sind zwar schon seit einigen Tagen nicht mehr on the road, wollen aber
doch noch vom letzten Kapitel unserer Reise berichten.
Russland hatten wir ja in einer ziemlichen
Gewaltaktion durchquert, 7500 km in 15 Tagen. Wir wollten unbedingt
pünktlich zum MRT nach Gieboldehausen kommen, deshalb haben wir so sehr
Gas gegeben. Das hat uns ein bisschen Luft verschafft, und so konnten
wir es dann auf dem restlichen Weg etwas ruhiger angehen lassen.
In Lettland haben wir erst mal ein paar Tage mit
Nichtstun verbracht. Wir waren in einem kleinen Ort mitten in Lettland
und haben es uns gut gehen lassen. Schönes Hotel, tolle Dusche, weiches
Bett, lecker Essen... Traumhaft! War auch bitter nötig nach den
anstrengenden Tagen auf der russischen Transitstrecke! Lettland hat uns
sehr angenehm überrascht. Die Landschaft ist zwar nicht spektakulär,
aber schön genug um dort richtig Urlaub zu machen. Es gibt viel Wald,
Seen und eine weitgehend unverbaute Küste. Die Orte haben oft einen
alten, gemütlichen Stadtkern, die Leute sind nett, und
insgesamt wirkt alles freundlich und aufgeräumt. Außerdem ist das
Preisniveau erfreulich niedrig. Vieles in Lettland hat uns an Norwegen
oder Schweden erinnert, nur nicht so teuer. Wir hatten noch Zeit, also
haben wir noch ein paar Tage an der Ostseeküste verbracht, endlich mal
wieder im Zelt. Herrlich, den ganzen Tag bei bestem Wetter faul am
Strand zu liegen oder spazieren zu gehen, und das völlig ohne
Sonnenschirmverleih oder Eisverkäufer! Wer mal ruhigen entspannten
Urlaub machen will, dem können wir Lettland nur empfehlen.
 Ostseeküste in Lettland
Wir sind dann weiter nach Süden entlang der
Ostseeküste gefahren, dann aber in Litauen wieder ins Landesinnere
abgebogen. Wenn man weiter der Küste folgt, kommt man in eine russische
Enklave, nach Kaliningrad. Das hätte uns zwar interessiert und wir
hätten auch noch Zeit gehabt, sogar unser Visum wäre noch gültig
gewesen. Aber wir hatten einfach keine Lust mehr auf stundenlange
Grenzabfertigung und wollten definitiv nicht mehr zurück nach Russland.
Irgendwie war das komisch mit Russland. Wir hatten
so viel von der russischen Gastfreundschaft gelesen und jede Menge
Leute getroffen, die von diesem Land total begeistert gewesen sind. Bei
uns war es völlig anders. Wir haben uns in Russland nie wohl gefühlt.
Die meisten Menschen, die uns begegnet sind waren unfreundlich, warum
auch immer. Es war immer schwierig, einen Platz zum Übernachten zu
finden. Das Essen war, gelinde gesagt, eine Katastrophe. Die Strassen
sind schlecht, das Wetter auch, vieles ist in einem völlig maroden
Zustand. Dabei zahlt man für alles richtig viel Geld, eine billige
Fernfahrer-Absteige mit Plumpsklo gibt es kaum unter 25 oder 30 Euro.
Aber am meisten hat uns die weit verbreitete "Njet"-Mentalität gestört.
Egal was man möchte, es heißt immer njet! Vielleicht lag es ja auch an
uns, wir haben uns immer wieder gefragt, was wir falsch machen.
Jedenfalls wollten wir nicht zurück nach Russland,
deshalb haben wir diese Enklave an der Ostsee umfahren. Es gibt nur
einen schmalen Streifen, an dem Litauen an Polen grenzt, dort sind wir
über die Grenze gefahren. Sämtliche Grenzübertritte waren völlig ohne
Probleme. Europa halt :-) ! Man muss höchstens mal den Personalausweis
vorzeigen, dann geht?s schon weiter. Ist schon toll, frei von einem
Land zum nächsten fahren zu können, ohne sich stundenlang mit
Grenzbeamten und Zöllnern rumschlagen zu müssen. Das wissen wir jetzt
noch mehr zu schätzen als vor dieser Reise.
Aber es hat natürlich nicht nur Vorteile, wieder
in Europa zu sein. Was uns direkt aufgefallen ist, sind die Unmengen
von Ampeln und vor allem Verkehrs- und Verbotsschildern, die überall
rumstehen. Irre, was alles verboten ist! Plötzlich durften wir in
keinen Waldweg mehr reinfahren und nirgends mehr zelten. Wir mussten
uns regelrecht wieder an europäische Verkehrsregeln gewöhnen! So ganz
klappt es immer noch nicht :-).
In Polen haben wir einige Tage in der masurischen
Seenplatte verbracht. Auch hier ist die Landschaft wieder sehr schön,
aber es ist alles sehr touristisch und für unseren Geschmack zu voll.
Aber man findet immer noch ruhige Fleckchen, wenn man ein paar Strassen
abseits vom Touristenrummel fährt. Polen hat uns teilweise sehr gut
gefallen, dabei hatten wir von diesem Land eigentlich gar nicht viel
erwartet. Vielleicht war das gerade gut so.
 im masurischen Seengebiet
Und irgendwann war es
dann soweit. Wir konnten und wollten nicht noch mehr Zeit "vertrödeln",
schließlich wollten wir ja pünktlich in Gieboldehausen beim MRT sein.
Nach fast 6 Monaten Reise standen wir also an der deutsch-polnischen
Grenze. Das war schon ein bisschen aufregend. Außerdem hatten wir
Bammel, das uns die deutsche Polizei direkt entsprechend begrüßt, denn
unsere Motorräder waren (sind...) alles andere als TÜV-konform. Z.B.
war auf der Africa Twin vorne ein Straßenreifen, hinten Stolle. Sowas
sieht man natürlich ohne Brille und das führt in einer
Verkehrskontrolle zur sofortigen Stilllegung! Welch eine
Horrorvorstellung! 6 Monate Reise und dann kurz vor dem Ziel gestoppt
von der deutschen Polizei... Wir haben uns an der Grenze so
hingestellt, dass die XT die A-Twin ein bisschen verdeckt hat, und der
Typ hat zum Glück nicht so genau hingeguckt. Wir sind dann so schnell
wie möglich abgehauen, aber nur, um ein paar hundert Meter weiter
bereits unsere nächste Straftat zu begehen: Parken auf der Autobahn!
Streng verboten!
 wieder in Deutschland
Unsere erste Station in der Heimat war ein ruhiger
Campingplatz irgendwo an der Spree. Total unwirklich, wieder in
Deutschland zu sein. Wir haben uns natürlich gefreut, aber gleichzeitig
waren wir auch echt traurig. Man kann das gar nicht beschreiben,
eigentlich lebt man in diesen Tagen in einem ziemlichen Gefühlschaos.
Freunde und Familie wieder zu sehen ist toll, aber die Vorstellung,
dass in ein paar Tagen alles vorbei ist und das "normale" Leben wieder
beginnt ist komisch. Man gewöhnt sich so schnell an das
Unterwegssein, wir konnten uns gar nicht vorstellen, bald wieder fest
irgendwo zu wohnen oder gar arbeiten zu gehen und jeden Tag das gleiche
zu machen.
In Lutherstadt Wittenberg an der Elbe haben wir
noch mal einen Zwischenstopp eingelegt. Die Sache mit den Reifen war
uns doch irgendwann zu heikel geworden. Von Lettland aus hatten wir
deshalb bei unserem Reifensponsor angerufen und tatsächlich noch mal je
einen Satz Michelin Anakee ordern können :-). Die lagen wie vereinbart
bei einem Reifenhändler in Wittenberg, wo wir sie aufgezogen haben und
somit wenigstens wieder auf den ersten Blick den deutschen Bestimmungen
entsprochen haben. Nebenbei haben wir uns noch Wittenberg angeschaut,
wo Luther 1517 seine Thesen an die Schlosskirche genagelt hat. Selbst
wir bekennenden Kulturbanausen waren beeindruckt! Auch das ist etwas,
was wir an Europa wirklich schätzen. Es gibt überall alte Geschichte
und vor allem eine gewachsenen Kultur, wie kaum in einem anderen
Kontinent.
 Marktplatz in Wittenberg
Von Wittenberg war es dann nicht mehr weit bis
nach Gieboldehausen. Freitag Nachmittag sind wir wie geplant dort
angekommen. Mario, ein Motorradreisender der ebenfalls direkt aus Ulan
Bator kam, aber eine andere Route genommen hatte, war bereits dort, und
im Laufe des Abends sind viele Freunde und Bekannte eingetrudelt. Es
war richtig schön, so viele Leute wieder zu sehen :-). Alle wollten
unsere Geschichten hören, aber wir wussten nicht so recht, was wir
erzählen sollen. Wo soll man bloß anfangen? Wir sind so voll mit
Geschichten, Bildern, Erlebnissen, das muss sich erst mal alles setzen
und im Inneren ein bisschen sortiert werden. Aber das beste war
folgendes Willkommensgeschenk:
 endlich wieder deutsches Klopapier !!!!!
Nach dem MRT in Gieboldehausen sind wir bei
unseren Familien vorbei gefahren, und haben dann noch einen
unplanmäßigen Abstecher nach Aachen, in die "alte Heimat" gemacht. Der
Kettensatz der Africa Twin musste getauscht werden und außerdem stellte
sich heraus, dass das Lenkkopflager doch ziemlich massakriert war nach
den vielen schlechten Pisten. Und natürlich musste Jörg dafür unbedingt
zu seinem Laib- und Magenschrauber fahren. Anderen vertraut er sowieso
nicht, wenn er es nicht selber macht. Die XT haben wir allerdings noch
nicht in eine Werkstatt gebracht, das hat noch Zeit.
Insgesamt haben beide Motorräder die Reise
wirklich gut überstanden. Es gab keine größeren Defekte, wir haben uns
unterwegs auf die nötigsten Wartungsarbeiten wie Ölwechsel beschränkt,
das war auch schon alles. Wir haben mit der XT eine wirklich gute Wahl
getroffen. Für Fernreisen ist sie ein nahezu perfektes Motorrad:
leicht, zuverlässig, unempfindlich und robust. Es gab immer wieder
Strecken, das wäre ich mit einem schwereren Motorrad nicht
durchgekommen. Aber genauso oft gab es Tage, an denen hätte ich die
Karre am liebsten im nächsten Fluss versenkt. Denn ein großes Manko hat
die XT: sie ist auf guten Strassen mit Gepäck einfach viel zu langsam.
Mit der Africa Twin gab es wie immer überhaupt
keine Probleme. Es gibt wohl kaum ein zuverlässigeres Mopped. Sie hat
nun 88.000 km auf dem Tacho stehen, und hat uns noch nie im Stich
gelassen. Außer Verschleißteilen muss nie irgendwas repariert werden.
In Fernreisekreisen ist die Africa Twin ja inzwischen ein Mythos, zu
recht wie wir meinen. Unser alter Lopez hat es jedenfalls verdient,
wieder auf Vordermann gebracht zu werden, damit er noch viele weitere
Kilometer durchhält.
Inzwischen sind wir in Waibstadt angekommen, einer
kleinen Stadt zwischen Heidelberg und Heilbronn, die nun für die
nächsten Monate unser Zuhause sein wird.

willkommen im neuen Heim
Wie es bei uns weiter geht, wird sich in den
nächsten Wochen entscheiden. Im Moment sind wir "arbeitslos", auch wenn
wir uns noch nicht offiziell gemeldet haben. Aber wir haben bereits
erfahren, gegen welche Auflagen seitens der Agentur für Arbeit wir
verstoßen haben! Jetzt müssen wir uns um solchen Sch**** kümmern wie
Versicherungen, Arbeitslosengeld, Bewerbungen, etc. Kaum sind wir
wieder in Deutschland, hetzen wir von Termin zu Termin. Ständig müssen
wir irgendwas. Das sind wir einfach nicht mehr gewöhnt, und es fällt
uns richtig schwer. 31.000 Kilometer haben wir insgesamt zurück gelegt
auf dieser Reise, in 5 Monaten und 3 Wochen. In dieser Zeit sind wir
mehr oder weniger frei durch die Weltgeschichte gefahren, jetzt fehlt
uns das Unterwegssein und die Freiheit. Wir hoffen, dass wir uns noch
die Zeit nehmen können, in Ruhe unsere Fotos und vor allem unsere
Erinnerungen zu sortieren, vielleicht einen Diavortrag vorzubereiten
oder mit einem neuen Buch anzufangen.
Es ist kaum zu glauben, wie schnell Zeit vergehen kann, wenn man etwas erlebt.
Wo sind nur all die Monate geblieben? Wir sind
doch eben erst losgefahren! Gerade waren wir noch auf dem Basar in
Samarkand, haben echte Abenteuer bewältigt auf den wilden Strassen in
Tadschikistan und haben unser Zelt mitten in der Einsamkeit der
Mongolei aufgestellt. Doch nun ist unsere Reise zu Ende, leider. Wir
sind wieder in Deutschland und ganz langsam macht sich der Alltag
wieder bei uns breit. Was bleibt ist das Gefühl, etwas Besonderes
erlebt zu haben und mehrere 1000 Fotos.
Und natürlich jede Menge Fernweh!
Wir möchten zum Schluss noch allen danken, die
unsere Reise mit viel Interesse verfolgt haben. Wir haben ganz viel
positives Feedback bekommen, dafür vielen Dank. Wir können jedem nur
empfehlen, mal für ein paar Monate die Koffer zu packen und sich aus
dem normalen Alltag "auszuklinken".
Glaubt uns, es lohnt sich!
Viele Grüße
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03.09.2007 - Location: irgendwo in Deutschland |
Wieder im Lande
Hallo zusammen,
ja, wir sind tatsächlich wieder in Deutschland!
Nach einigen Tagen in Lettland, Litauen und Polen sind wir pünktlich zum Motorrad-Fernreise-Treffen in Gieboldehausen eingerollt, wo viele Freunde und Bekannte uns einen tollen Empfang bereitet haben. Vielen Dank an euch alle!
Einen ausführlichen Abschlußbericht bleiben wir vorerst noch schuldig. Aber den reichen wir in paar Tagen nach, versprochen. Bis dahin versuchen wir uns halbwegs wieder einzuleben...
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20.08.2007 - Location: Jekabpils |
Long way home Teil 2 - Trans Russland
Hallo Ihr Lieben,
sie ist vorbei, die Internetlose Zeit! Wir sind wieder in der Zivilisation angekommen!
Die letze Zwischennachricht konnten wir nur telefonisch uebermitteln,
und auch das war mehr als schwierig. Irgendwie wollen die Russen
scheinbar immer noch nicht wirklich Kontakt zur restlichen Welt.
Inzwischen haben wir Russland aber verlassen und nun gibts auch wieder
alles, was das Reiseherz begehrt!
Aber der Reihe nach. In Ulan Bator war fuer uns die Zeit der
Entscheidung gekommen. Wie sollten wir weiter reisen? Sollten wir
ueberhaupt weiter reisen? Wenn ja, wohin? Und wie lange? Oder doch
zurueck nach Deutschland? Und wenn ja, wie? Es war schwierig. Die
Entscheidung haben wir lange vor uns hergeschoben. Ideen hatten wir
viele, wir haetten die Motorraeder dort stehen lassen koennen, oder
vielleicht sogar verkaufen koennen. Eine zeit lang sah es so aus, als
wuerden wir in ein Flugzeug steigen und nach Australien fliegen. Aber
irgendwann haben wir doch festgestellt, dass der Wunsch weiter zu
reisen aus der Perspektivlosigkeit des Zurueckkommens geboren wurde. So
richtig gluecklich hat uns das alles nicht gemacht. Und letztlich muss
man irgendwann zurueck, ob man will oder nicht. Und wenn man immer
weiter von Kontinent zu Kontinent reist, spult man irgendwann nur noch
ein Land nach dem anderen ab, das ist schade. Nach fast 5 Monaten Reise
waren wir satt, voll von Eindruecken und tollen Erlebnissen, die wie
ein D-Zug an uns vorbei gerast sind, obwohl wir uns schon deutlich mehr
Zeit gelassen hatten als alle anderen.
Und so haben wir uns also nach langer und reiflicher Ueberlegung entschlossen, den Heimweg anzutreten.
Doch vorher haben wir es uns im Oasis Guesthouse in UB richtig gut
gehen lassen. Wir waren nicht alleine dort, insgesamt 12 Motorradfahrer
aus der ganzen Welt hatten sich dort versammelt. Wie schon geschrieben
waren nicht alle in bestem Zustand, Menschlein und Maschinen waren
teilweise ganz schoen zerbeult. Doch die Tage dort waren mit die besten
der ganzen Reise. Hatten wir alle einen Spass!!! Abends haben alle
immer stundenlang Reisegeschichten erzaehlt, die natuerlich mit jedem
Bierchen wilder wurden.
Aber viele Geschichten waren wirklich schlimm, z.B. die von Phil und
Angie, 2 Englaendern, die voellig aufgeloest eines abends dort ankamen.
Mit ihrem umgebauten Allrad-Iveco hatten sie sich im Schlamm
ueberschlagen und sind dann mit letzter Kraft noch irgendwie bis zum
Oasis gekommen. Sie hatten zuhause alles aufgegeben und waren auf
Weltreise. Nun war alles dahin, tragisch. Irgendwie wollen sie ihren
total zerstoerten Bus wieder gerade biegen und weiter fahren, was
bleibt ihnen auch anderes uebrig. Ja, so ist sie die Mongolei, wahrlich
kein Spielplatz, sondern ein hartes, raues und nicht ungefaehrliches
Land.
Fuer uns war die Mongolei das grosse Ziel gewesen, jetzt ging es also
zurueck. Die urspruengliche Idee, mit der Transsib nach Moskau zu
fahren haben wir schnell verworfen. Es haette ewig gedauert, auf die
Tickets zu warten, da im Juli und August alles ausgebucht ist. Wir
haben uns von der ganzen Truppe verabschiedet, sind auf die Motorraeder
geklettert und losgefahren, um das kleine Russland unter die Raeder zu
nehmen.

die ganze wilde Bande im Oasis Guesthouse Das
kleine kleine Russland. Was hatten wir uns da bloss vorgenommen. "Mal
eben" Trans-Sibirien, dann ueber den Ural, durch Westrussland,
Lettland, Litauen und Polen. Ist doch eigentlich nicht weit, oder?
Doch, ziemlich weit sogar. Wir sind gefahren, bis uns fast der Hintern
geblutet hat. Irre, jeden Tag haben wir etliche hundert Kilometer
abgespult, immer Richtung Westen. Zuerst ging es ueber Ulan Ude zum
Baikalsee, der, wie alle grossen Seen, eigentlich eine Enttaeuschung
war. Man steht halt an einem Ufer und guckt auf Wasser, das wars aber
auch schon. Das Wetter war schlecht, es war sehr kalt und regnerisch,
dazu kamen unglaubliche Mueckenschwaerme und die ueblichen
Schwierigkeiten in Russland. Hotel? Fehlanzeige. Keine Auslaender, wie
ueblich. Zelten bei schlechtem Wetter und zu vielen Muecken macht auch
nicht immer Spass. Zumal es schwer ist, einen Platz zu finden, da ganz
Sibirien ein einziger Sumpf ist.
Mitten durch diesen Sumpf geht die grosse Transitstrecke. Und
natuerlich war hier entsprechend viel Verkehr. Zum einen fahren hier
sehr sehr viele LKW, die es sehr sehr eilig haben. Aber schlimmer noch
sind die Autoschieber. Sie holen neue Autos aus Japan oder Korea und
fahren diese von Vladivostok nach Novosibirsk, Moskau oder St.
Petersburg quer durch Russland. Auf Zeit natuerlich, denn je schneller
sie sind, desto mehr Autos kriegen sie rueber. Diese Typen fahren meist
Tag und Nacht, in Kolonne, und sie sind fast immer, wie auch fast alle
LKW-Fahrer, mit jeder Menge Vodka getunt. Es war wirklich nicht
ungefaehrlich.
Hinter Irkutsk ging es dann streng nach Westen, z.T. war die Strasse
aber unasphaltiert oder in sehr schlechtem Zustand. Der Matsch auf den
Pisten war natuerlich durch den vielen Verkehr nicht wirklich gut
befahrbar, und die Alukoffer der XT haben hier wieder mal die eine oder
andere Umgestaltung erfahren... In Krasnojarsk haben wir einen Tag
Pause gemacht. Wir waren dort nach ewiger erfolgloser Hotel- und
Zeltplatzsuche erst mitten in der Nacht angekommen, am naechsten Tag
war an Fahren nicht zu denken. Von dort wollten wir eigentlich einen
Bericht senden, aber: kein Internet. Es koennten ja boese Neuigkeiten
aus der weiten Welt nach Russland dringen, sowas geht nicht. Der
eiserne Vorhang ist immer noch intakt.
Die weitere Strecke fuehrte ueber Novosibirsk, Omsk nach Ekaterinenburg
und zum Ural. Die Gegend dort war wirklich schoen und das Wetter hatte
sich inzwischen auch beruhigt. Und als wir den Ural endlich uerbquert
hatten waren wir, zumindest geografisch, wieder in Europa. Leider hat
kein Schild darauf hingewiesen, da haetten wir gerne ein Foto gemacht.
Aber auch nach dem Ural hat sich der Tagesablauf nicht geaendert.
Morgens ca, um 7 Uhr Zelt abbauen, losfahren, irgendwo an einer
Raststaette fruehstuecken. Mit Glueck gab es Blini, eine Art
Pfannkuchen, aber nicht selten auch Borschtsch (Rote-Beete-Suppe) oder
Wuerstchen mit Majo. Dann fahren fahren fahren bis Mittags, wieder
irgendwo Rast machen und was essen. Diesmal meistens Gulasch mit Nudeln
oder Schaschlik. Alles sehr einseitig, aber was will man machen.
Nachmittags ab 6 haben wir dann nach Moeglichkeiten zum Uebernachten
gesucht. Wenn wir oft erst gegen 9 oder halb 10 endlich einen Platz
fuers Zelt oder ein schaebiges Motel gefunden hatten, standen meist
weit mehr als 500 km auf der Uhr.
Ausser in Krasnojarsk haben wir keine Pause gemacht. Moskau haben wir
weitraeumig umfahren, was recht gut ging. Und ab dort haben wir die km
gezaehlt. Es war nicht mehr weit bis zur Grenze. Und nach 16 Tagen und
7300 km war es dann soweit, wir standen an der Grenze und hatten somit
Russland durchfahren! Hurra!!!!!! Wir haben dabei viele verschiedene
Landschaften durchquert, auch etliche Zeitzonen, und sind ueber die
grossen Fluesse Russlands gefahren: den Jennisej, den Ob, den Irtysch,
die Wolga. Teilweise war Russland wirklich schoen, besonders morgens,
wenn es noch ruhig auf der Strasse war und sich der Nebel gehoben hat.
morgens in Sibirien Man durchquert auch immer wieder kleine Doerfer mit schoenen orthodoxen Kirchen: Aber
dominierend sind die unendlichen Waelder in Russland. Hier gibt es
ueberall auch Woelfe und Baeren, was das Zelten schon interessant
macht. Aber Sibirien ist so gross und so leer, dass die Tiere
eigentlich genug Platz haben und dem Menschen aus dem Weg gehen
koennen. 
das typische Bild in Sibirien:
Birken, soweit das Auge reicht Im
Westen Russlands wird dann die Infrastruktur auch besser. In einem Ort
haben wir ploetzlich ein Schild gesehen, mit einem grossen goldenen M.
McDonalds! Wer uns kennt, weiss, dass wir dort normalerweise nicht
hingehen, weil es der absolute Verfall jeglicher Esskultur ist. Aber
hier war es fuer uns ein Ort der Zivilisation! Endlich mal was
Richtiges zu essen! Und das Zeug schmeckt ueberall auf der Welt gleich
und heisst auch gleich. Auch wenn die Russen gnadenlos alles, aber auch
wirklich alles ins kyrillische uebersetzen. Das sieht dann so aus: 
Meckes auf kyrillisch Je
weiter man nach Westen kommt, desto offener wird auch die Landschaft,
mit immer mehr Landwirtschaft. Und ganz im Westen, Richtung lettischer
Grenze ist es dann auch wieder ruhiger auf den Strassen, denn hinter
Moskau hoert fuer die Russen die Welt sowieso auf. Fuer uns aber nicht!
An der Grenze dauerte es mal wieder ewig. Wir hatten dabei noch Glueck,
denn wir konnten an der kilometerlangen LKW-Schlange vorbei fahren. Und
dann sahen wir auf der anderen Seite der Grenze eine blaue Flagge mit
einem Kreis aus Sternen: Europa! Die Einreise nach Lettland dauerte
max. 2 Minuten, 27 Sekunden. Wie wir es gewohnt waren, haben wir dem
Uniformierten unseren ganzen Papierstapel gegeben. Er hat mal kurz
geguckt, das wars. "Und wohin muessen wir als naechstes?" haben wir
gefragt. Er hat gegrinst und gesagt, wir koennten fahren. Keine
Stempel, kein Papierkram, kein Geld, kein Visum, keine
Gepaeckkontrolle. "Europa!" hat er gerufen, und "Gute Reise!" Wir haben
gejubelt, sind auf die Motorraeder gestiegen. Als wir nach Lettland
reinfuhren haben wir laut "FREIHEIT" gebruellt, das war ein tolles
Gefuehl! Bisher wussten wir es ja schon sehr zu schaetzen, Europaer zu
sein, aber nach dieser Reise erst recht!
Und nun sind wir also in Lettland. Ein kleines beschauliches Land, in
dem alles sehr skandinavisch ist, aber eben nicht mehr russisch. Egal
was wir fragen, es heisst nicht mehr NJET, sondern "ja, natuerlich".
Wir sind vom Regen in einen kleinen Ort namens Jekabpils gespuelt
worden, wo wir nun seit 2 Tagen sind und uns endlich mal ausruhen. Wir
haben nun Zeit fuer den Rueckweg, "nur" noch Litauen und Polen stehen
auf dem Programm, dann sind wir wieder in Deutschland.
Nach fast einem halben Jahr geht unsere Reise damit zu Ende. Wir waren
schneller unterwegs als geplant, aber wir haben uns trotzdem viel Zeit
gelassen fuer alles. Diese Reise war wirklich toll!!! Mann, was haben
wir alles erlebt! Erst die endlosen Steppen in Kasachstan, Weite ohne
Ende. Dann die tollen Seidenstrassenstaedte und der Orient in
Usbekistan, mitten in der Wueste. Schliesslich Tadschikistan, ein
echtes Abenteuer, ein wirklich tolles Land voller sehr freundlicher
Menschen und einer unglaublichen Kulisse aus Bergen, direkt an der
Grenze zu Afghanistan. Kirgistan war superschoen, einfach zu bereisen,
gruen und trotzdem bergig, mit einer faszinierenden Nomadenkultur und
modernen Staedten. Und als Highlight, die Mongolei, eines der
schoensten Laender, das wir kennen. Fast unerschlossen und rau, aber
dafuer umso beeindruckender.
Natuerlich gab es auch Schwierigkeiten auf dieser Reise, und das nicht
zu knapp. Die Strassen waren oft sehr schlecht, die Pisten sehr
schwierig zu befahren. Die Versorgungslage war oft schlecht und die
Infrastruktur an manchen Stellen quasi nicht vorhanden. Polizei und
Militaerkontrollen haben uns das Leben manchmal schwer gemacht, genau
wie der unsinnige Papierkram und bescheuerte Visabestimmungen. Aber wir
haben es alles gemeistert, und wir sind wirklich froh darueber.
Jetzt kommen wir nach hause, mit einem weinenden und einem lachenden
Auge. Gut 30.000 km werden wir dann gefahren sein, ein halbes Jahr ist
eine lange Zeit und das Unterwegssein wird uns fehlen. Und doch freuen
wir uns auf ganz spiessige Dinge wie Waschmachinen, Sofa, oder Pizza
mit Rotwein, und natuerlich auf Freunde und Familien.
Apropos Freunde! Wie schon angekuendigt werden wir diese Reise in
Gieboldehausen auf dem Motorrad-Fernreise-Treffen abschliessen. Ihr
werdet doch hoffentlich alle dort sein, oder? Ihr Thomasse, Christians,
Heike, Anke, Michael, Lars, Julia, Bernds, und all die anderen, ihr
lasst uns doch nicht alleine da sitzen, oder? WEHE, ihr seid nicht da!
Fuer heute war es das wieder. Vielleicht melden wir uns nochmal von
unterwegs. Wir werden an der Ostsee entlang dem Rueckweg antreten, ganz
in Ruhe und ohne Stress. Wir schaetzen, dass es noch 2500 km sind. Also
quasi um die Ecke
Bis zum naechsten mal, dann vielleicht schon aus Deutschland
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07.08.2007 - Location: Krasnoyarsk |
Long way home
Hallo alle zusammen,
Leider hat sich eine kleine Aenderung in unserer Reiseroute ergeben. Aus organisatorischen Gruenden koennen wir nicht, wie geplant, mit der Transibirischen Eisenbahn zurueck bis nach Moskau fahren. Deswegen muessen wir nun die ganze Strecke mit dem Motorrad fahren. Naeheres dazu im naechsten Bericht da dieser hier nur telefonisch uebermittelt wurde. Das Internet ist hier in Sibirien wohl noch nicht so verbreitet :-) Momentan sind wir in Krasnoyarsk und bis Moskau sind es "nur" noch ca. 4100 Km.
Ansonsten geht es uns gut und wir hoffen bis Ende August wieder in Deutschland zu sein. Wenn alles klappt schaffen wir es bis zum MRT in Gieboldehausen. Wir beeilen uns und hoffen natuerlich dort alle Bekannten und Freunde zu treffen.
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